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Casa Civetta

Neujahrsbrief 2016/17 – Hommage an Dimitri

 

Liebe Civetta Gäste, liebe Freundinnen und Freunde, Bekannte, Interessierte

Anfang Juli dieses Jahr sassen Dimitri Clown und seine Frau Gunda hier in unserem Garten beim Nachtessen. 

Es war ein herrlicher Sommerabend. Im Verlauf des Abends zog mich Dimitri zur Seite und fragte mich : „Glaubst du an eine geistige Welt?“ Ich war etwas verblüfft, dieses Thema haben wir noch nie angesprochen. Ich wusste dass er aus seiner anthroposophischen Weltanschauung an eine geistige Welt glaubte, aber so direkt nach einer Bestätigung hatte er nie gefragt. Auf diese Frage äusserte ich mich bejahend und legte ihm meine grundsätzlichen Überlegungen dar.

Am 16. Juli, ein paar Tage später, sind Eveline und ich an der Première des Freilichttheater-Stücks „Monte Verità, Träume eines anderen Lebens“ eingeladen. Dimitri spielt die Rolle des Karl Vester, dem letzten übriggebliebenen Bewohner aus der Zeit der Reformbeweger und Kommune Monte Verità. So kommt er am Ende des Stücks nochmals mit Ida Hofmann zusammen. Sie beklagt sich verzweifelt über den Misserfolg der grandiosen Idee, ein Leben in Freiheit und in der Natur zu verwirklichen: „Was ist nur aus uns allen geworden? Alles für nichts, alles verloren!“ Und Dimitri antwortet: „Das ist unsere Idee. Mal lebt sie hier, mal lebt sie dort. Sie findet immer ihren Ort“. - 20. Juli, wir waren in Cambridge an einer Focusing Konferenz, erhalten wir nach Mitternacht ein SMS von Gunda mit der traurigen Botschaft: „Dimitri ist in die geistige Welt zurückgekehrt.“

Eveline hat mich vor 20 Jahren mit Dimitri zusammengebracht, seither haben wir uns unzählige Male getroffen. Er liebte unsere Stube und vor allem Eveline’s Küche. Dann philosophierten wir über das freie Leben der Schauspieler. Wir waren fasziniert von Lebensentwürfen wie damals die Ideen von Monte Verità. Rückblickend sehe ich Parallelen, auch wir leben hier in der Casa Civetta die Idee, näher mit der Natur zu leben, näher im Kontakt mit Menschen und ihren Geschichten. Wir glauben an das Beziehungswesen Mensch und seine Fähigkeit, schöpferisch zu wirken. Dazumal wehrten sie sich gegen die Industrialisierung, heute wehren wir uns gegen die Digitalisierung, das funktionale Denken. Wir wehren uns gegen die Vereinnahmung durch die Technik und beklagen die sinnliche Verarmung.  Wir wollen dem  bedrohten menschlichen kreativen Potential den zugedachten Wert zurückgeben. Der Physiker Hanspeter Dürr meint: Wir sind nicht gebaut um uns instrumentalisieren zu lassen, unser Gehirn ist kreatives Potential. Und er zieht Parallelen auf die subatomare Ebene, dort gibt es nichts Festes, nichts Bestimmtes. Eigentlich ist alles nur Idee!

Um auf die geistige Welt zurückzukommen, es ist äusserst schwierig, beinahe unmöglich, uns schlussendlich mit dem Tod dem Ungewissen zu übergeben. Wir sind geradezu unfähig das Feste und Greifbare zu verlassen, denn es ist doch unsere Existenz, unser Halt, unsere Orientierung und Stabilität. Aber auch geistige Ideen,  von denen wir überzeugt sind, können festgehalten werden und uns Orientierung und Ausrichtung geben.

Dimitri meinte, der Geist wäre unsterblich, die Ideen würden weiter leben und von den Menschen immer wieder aufgenommen werden. - Danke Dimitri, für deine Liebenswürdigkeit und Deine Werte. In unseren Herzen lebst Du weiter. Wir vermissen Dich und unsere inspirierenden Gespräche. Danke für das unendlich Berührende, Erheiternde und Transformierende, das wir über all die Jahre, von Deinen Bühnen-Vorstellungen geschenkt bekamen. Nie werden wir das Leuchten in den Gesichtern unserer Gäste vergessen, wenn Sie, von Deinem Zauber berührt, zurück ins „Haus zur langen Weile“ kehrten, und wir ihre und unsere heiteren, humorvollen Glücksgefühle spüren konnten.

November 2016